Die 1936 in Prag geborene Künstlerin Mariá Bartuszová studierte dort in den 1950er Jahren Kunst, Architektur und Design. Sie starb 1996 im Alter von nur 60 Jahren in Kosice, Slowakei, wo sie den Großteil ihres Lebens verbrachte. Erst posthum errangen ihre Skulpturen durch die Präsentation auf der Documenta 12, 2007, internationale Aufmerksamkeit. Im Jahr darauf haben wir erstmalig damit begonnen, die Künstlerin außerhalb der Slowakei in einer von Vladimír Beskid kuratierten und von einer Publikationen begleiteten Einzelausstellung zu würdigen. 2010 wurden einige von Mariá Bartuszovás Werken in New York und im Centre Pompidou, Paris, im Rahmen der Ausstellung "Les promesses du passé" ausgestellt.
Für unsere diesjährige Ausstellung haben wir erneut ein Konvolut von Arbeiten zusammen-gestellt, das den Überblick über die Bandbreite von Mariá Bartuszovás Schaffen weiterführen soll. Charakteristisch für das Werk der Bildhauerin ist ihre nicht-figurative, organische und sinnliche Formensprache, die sich aus elementaren Formen wie Regentropfen, Samenkörnern oder Neststrukturen oder aus natürlichen Prozessen, resultierend aus den Einflüssen der Schwerkraft oder der zeitlichen Zersetzung und Verflüchtigung, speist. Ihre bevorzugten Werkstoffe sind Gips und Bronze, häufig in Kombination mit in der Natur vorzufindenden Materialien, zum Beispiel Steine oder Holz.
In ihrer aktivsten Schaffensphase der 1960er bis 80er Jahre bedient sich Mariá Bartuszová eines speziellen Gestaltungsverfahrens, einer Art der pneumatischen Formgebung: Gipsabgüsse von hohlen ballonartigen Gummiformen, die mit Wasser gefüllt die Schwerkraft außer Kraft setzen und sich Raum verschaffen, bevor sie sich verfestigen und in fragilen Formen in der Momentaufnahme eines flüchtigen Zustandes erstarren. Diese zerbrechlichen ovalrunden Skulpturen, deren glatte eierschalenartige Perfektion die Künstlerin oft durch Brüche, Deformierungen und Einschnürungen "entharmonisiert", stehen unter dem Leitgedanken der unendlichen Erneuerung.
Des weiteren bilden Figuren von haptischer Ästhetik, ursprünglich entwickelt für sehbehinderte Kinder (Symposien in Levoca 1976 und 1983), einen Schwerpunkt der Ausstellung. Neben mehrteiligen Metallskulpturen zur Anregung der taktilen und ästhetischen Fantasie entstehen aus Gips starke Vergrößerungen winziger Gegenstände aus der Natur wie Weizenkörner, Tautropfen und Eier, die angenehm zu berühren sind.
"Ich denke, die Formen selbst haben einen ganz eigenen starken psychologischen Ausdruck, durch den sie wirken, zum Beispiel: rechteckige, scharfe, anorganische Formen - kalt; runde, organische Formen - warm. Runde Formen, die sich berühren, vermitteln das Gefühl einer sanften Berührung, einer Umarmung - und vielleicht auch erotische Empfindungen."
(Mariá Bartuszová, 1983)
Martin Creed
Zeitgleich zeigen wir im Erdgeschoss der Galerie eine Arbeit des britischen Künstlers Martin Creed. Creed benutzt in seiner Formensprache eine Vielzahl von Materialien, die oft aus dem unmittelbaren Alltag stammen. Er beschäftigt sich mit der Herstellung und dem Begriff von "Dingen", sowie mit dem Phänomen und den Prozessen von "Arbeit". Seine "Works" enthalten viel subversiven Witz, aber ebensolchen Ernst und formale Eleganz. Sie werden, gleich aus welchem "Material" sie beschaffen sind, Teil eines nummerierten Systems von Kunstwerken und widersetzen sich so der Kategorisierung in traditionelle Kunstgenres. Im Showroom wird Work No. 489 gezeigt, eine 25-teilige Papierarbeit, die unter bestimmten Vorgaben des Künstlers als Werkprozess verschiedener Persönlichkeiten entstand.
Anfrage
Vielen Dank für Ihre Anfrage!
Wir werden uns baldestmöglich bei Ihnen melden.
OK