Das Œuvre des intermedialen Künstlers Alex Mirutziu umfasst Fotografie, Performance, Skulptur, Malerei und Zeichnung als auch Video. Den kürzlich verstorbenen David Bowie nennt Mirutziu als ein großes Vorbild. So bricht auch der junge rumänische Künstler in seinem Schaffen stets mit konventionellen Repräsentationen von Männlichkeit und Weiblichkeit. Die künstlerische Ausdrucksweise Mirutzius steht in enger Beziehung zum performative turn und bietet in Form von inszenatorischen Settings und Ritualuntersuchungen gesellschaftliche Interpretationen als auch kulturelle Wandlungskonzepte an. Sein Ansatz geht über Konzepte der Body Art hinaus, indem er sich intensiv mit Begriffen von Gestalt oder vom Apparatus beschäftigt.
In seinem neuen Werkzyklus, bestehend aus Zeichnungen und Radierungen, referiert Mirutziu auf das Schaffen des Mailänder Bildhauers Adolfo Wildt (1868-1931). Wildts Arbeiten lassen sich nur schwerlich in genau definierten künstlerischen Kategorien beschreiben: Teils wirken die Arbeiten an einem ruhigen Klassizismus orientiert, sind aber auch immer wieder vom Jugendstil und Symbolismus geprägt und mit seinen Selbstporträts in schmerzhaft erschütterten Momenten steht Wildt an der Schwelle zum Expressionismus. Alex Mirutziu greift diese Bildsprache in seinen Werken auf: Die Portraits sind expressiv in ihrer Linienführung und von dramatisch-manieristischer Mimik geprägt. Der Strich ist nervös, aber bestimmt. Durch mehrfache Konturierung entstehen Bildnisse, die Zeitlichkeit, Erregung und Zustandsverschiebungen thematisieren. Ergänzend zu den Arbeiten auf Papier zeigt Mirutziu in seiner Einzelausstellung skulpturale Werke. Die fragile Körperlichkeit der Arbeiten sowie die Integration lebender Pflanzen umschließt Themenfelder wie Tod, Vergänglichkeit, Schöpfung und Transformation.
Mirutziu beschreibt seine Herangehensweise beim Zeichnen folgendermaßen:
„In meinen Zeichnungen arbeite ich mit schroffen Linien, die ich als 'bastard lines' oder 'homeless lines' bezeichne. Diese Methode der Linienführung folgt nicht der Kontur der Dinge, sondern bedingt sich durch die Bewegungen einer fremdartigen, fast unheimlichen Hand. Meine Hand legt dem Geist keine Rechenschaft ab, was sie zeichnet. Ich trainiere meine Hand dazu, das Papier zu attakieren und eine unmittelbare Textur der Linien zu erzeugen und nicht das sofort Ersichtliche wiederzugeben. Meine Zeichnungen entstehen ohne jegliche Vortäuschung von Kontinuität. Viel interessanter ist es, in der Zeichnung eine Stimmung zu erzeugen als das Objekt oder Subjekt darzustellen. Bedeutung möchte ich vorübergehend außer Kraft setzen und Abgeschlossenheit für einen kurzen Moment in Frage stellen.“
Alex Mirutziu wurde 1981 in Sibiu, Rumänien, geboren. Er lebt und arbeitet in Rumänien und England und übt Lehrtätigkeiten an verschiedenen europäischen Institutionen wie am Royal College of Arts, London, dem Von Krahl Theater in Tallinn oder der Universität Konstfack in Stockholm aus. Jüngere Projekte wurden u.a. im ZDB, Lissabon, The Power Plant, Toronto, der Mucsarnok Kunsthalle, Budapest, dem Nationalmuseum Warschau und auf der Biennale von Venedig präsentiert.
(S. Kunz)
Anfrage
Vielen Dank für Ihre Anfrage!
Wir werden uns baldestmöglich bei Ihnen melden.
OK