Annabell Häfner zählt zu den spannendsten aufkommenden Künstlerinnenpositionen des Landes. Wir freuen uns sehr, sie in ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Rüdiger Schöttle mit Werken zu zeigen, die sich konzeptuell mit den Ephemeralitäts- und Schnelligkeitserfahrungen unserer modernen, globalisierten Welt auseinandersetzen. Erstmalig ziehen nun abstrahierte landschaftliche Suggestionen in ihre aktuelle Werkphase ein.
Der architektonische Raum wird in Annabell Häfners neueren Arbeiten zunehmend unkonkreter, Bildvorder- und Hintergrund scheinen immer weiter zu einer Entität zu verschmelzen. Durch die serielle Wiederholung des Raummotivs treten die Orte in ihrer eigentlichen Funktionalität und Architektonik zurück und werden zu Komprimierungsfeldern ästhetischen Erlebens. In lasierendem Farbauftrag mit opakeren Übermalungen aus Kreide oszilliert ihr aktueller Werkkomplex zwischen Festlegungen und Auslassungen, Andeutungen, erscheint mal skizzenhaft, mal scharfkantig. Der Bildhintergrund definiert die Grundstimmung, die weiteren Setzungen entstehen assoziativ. Geleitet von einem übergeordneten Interesse daran, wie Flüchtigkeit malerisch dargestellt werden kann, entstehen formale wie inhaltliche Parallelen zu film stills. Das Fixieren von Bewegtbild hält einen transitorischen Moment fest; es ergeben sich Unschärfen, vage Farbverläufe, Lücken. Konzeptuell beschäftigt sich die Künstlerin nicht zuletzt auch mit der Idee von „Nicht-Orten“ – ein Gedankenkonstrukt, das auf den französischen Anthropologen Marc Augé zurückgeht. Beschrieben werden damit identitätsbefreite Funktionsorte ohne tiefergreifende Historie, die als Ergebnis einer zunehmend modernisierten und beschleunigten, zur Flüchtigkeit neigenden Welt entstehen. In Annabell Häfners Werken werden diese anonymen, identitätslosen Orte plötzlich zu hyper-surrealen, hochsensiblen, fiktionalen Raumgefügen, die in ihrer atmosphärischen Expression potenziert sind und eine Versinnbildlichung dieser Ephemeralitätserfahrungen zu sein scheinen. Die Leinwände bilden ein finestra aperta, aber nicht ganz im eigentlichen Sinne Leon Battista Albertis als perfektionierte Abbilder der Realität, die ein Hineinschreiten ermöglichen, sondern als treffgenaue sensorische Illusion einer vermeintlichen Wirklichkeit, die uns auf seltsame Weise allzu vertraut vorkommt.
Annabell Häfner (*1993) studierte von 2014-2020 an der Kunsthochschule Weissensee, Berlin in der Klasse von Werner Liebmann. 2020-2021 war sie Meisterschülerin von Prof. Nader Ahriman. Sie war Trägerin des Mart Stam Preises 2020 und erhielt das Inside Art Fellowship 2020. Ihre Werke wurden unter anderem im Rundgang 50Hertz im Hamburger Bahnhof, Berlin gezeigt und befinden sich bereits in renommierten Privatsammlungen, insbesondere in Deutschland und den USA.
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