Die Galerie Rüdiger Schöttle freut sich, das Jahr 2013 mit einem Ausstellungsprojekt des Künstlers Anri Sala zu beginnen.
Seit 2000 stellt die Galerie Rüdiger Schöttle Anri Sala regelmäßig aus. Bisher waren ausschließlich Filminstallationen präsentiert, die aktuelle Ausstellung konzentriert sich nun auf das Projekt 'Creating Space Where There Appears to Be None', das in Zusammenarbeit mit dem Künstler Edi Rama entstand und zu dem Gesprächsaufnahmen und eine Reihe von Zeichnungen von Edi Rama und Anri Sala gehören. Edi Rama, mit Anri Sala befreundeter Künstler und Politiker, beteiligte sich nach Zusammenbruch des kommunistischen Regimes aktiv an den ersten Demokratiebewegungen Albaniens. Nach einem Aufenthalt in Paris, bei dem er sich ganz seiner künstlerischen Karriere widmete, kehrte er in den 1990er Jahren nach Albanien zurück und war unter anderem von 1998 bis 2000 Minister für Kultur, Jugend und Sport, danach Bürgermeister von Tirana von 2000 bis 2011. Seit 2005 ist er Vorsitzender der Sozialistischen Partei (SP).
"Creating space where there appears to be none between the foreground and the background of a drawing, an in-between dimension: through the rabbit hole we freefall to unfold the compressed space underlying a doodle over the papers of a politician. Duty-freed from the dire reality of their pages, Edi Rama's doodles take on a repetitive form like that of a "reality planner" whose bird's eye vision of a landscape demarcates neighbourhoods as zones of thought through the cartography of colour. The lines curve and curl, never remaining straight for too-great a distance, loosely binding the day-to-day. Over the past 10 years, these automated abstractions have connected the present to the otherwise unintelligible future."
Anri Sala, 2010
'Creating Space Where There Appears to Be None' beruht auf einem gleichnamigen Projekt aus dem Jahr 2010, bei dem Anri Sala von der Berliner About Change, Collection eingeladen war, in einer Art Ateliersituation ein Kunstprojekt zu erarbeiten. Sala hatte damals den befreundeten Künstler Edi Rama eingeladen und das Studio nicht nur als Ausstellungsort, sondern auch als Ort zur Aufnahme von Gesprächen mit weiteren Gästen genutzt: es wurden Dialoge zwischen Edi Rama und dem Kunsthistoriker Michael Fried, dem Künstler Philippe Parreno, dem Philosoph Marcus Steinweg und dem Aktivisten Erion Veliaj aufgenommen.
Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Rüdiger Schöttle ist als Dokumentation und Fortsetzung gleichermaßen zu sehen. Die Dialoge der damals mitwirkenden Personen werden im Erdgeschoss der Galerie an Hörstationen präsentiert. Zur Ausstellungseröffnung wird ein weiteres Gespräch aufgezeichnet und setzt die Konversationsreihe fort: Edi Rama und Anri Sala sprechen mit Okwui Enwezor, Direktor des Haus der Kunst, München.
Im ersten Stock der Galerie ist die Serie der 'Inversions', Resultat der Zusammenarbeit zwischen Edi Rama und Anri Sala, ausgestellt. Die sogenannten 'doodles' (zu Deutsch 'Kritzeleien') zeichnet Edi Rama während seiner beruflichen Tätigkeit als Politiker, also während Sitzungen oder Telefonaten - dabei bleibt vorerst offen, ob die Zeichnungen Produkte größter Aufmerksamkeit oder Resultate tagträumerischer Abwesenheit sind. Wie Lavaströme ergießen sich Linien, Formen und Farben auf dem Papier und können so als Sinnbild unserer assoziativen Gedankenflüsse gelesen werden. Anri Sala antwortet auf die Zeichnungen seines Freundes und entwickelt seinen eigenen Blick darauf: er extrahiert die Farben, Formen und Linien und kreiert neue Kompositionen. In einem weiteren Schritt konfrontiert er diese neuen zeichnerischen Gebilde mit jenen Edi Ramas: gespiegelt legt er sie auf die Rückseite der Zeichnungen. Die gerahmten Zeichnungen sind – um Vorder- und Rückseite betrachten zu können – senkrecht zur Wand gehängt.
Anlässlich der Ausstellung wird eine Publikation veröffentlicht, in der sich Anri Sala mit verborgenen Beziehungen und unterschiedlichen Realitätsschichten auseinander setzt. Den Zeichnungen Edi Ramas und seiner 'Inversions' stellt er internationale, nationale und lokale Nachrichtenmeldungen sowie Zitate aus Aleksandr Rodchenko's Tagebuch 'Experiments For The Future' (1911-1956) gegenüber und eröffnet damit neue Verbindungen.
Die Publikation wird zudem die vier Gespräche mit Michael Fried, Philippe Parreno, Marcus Steinweg und Erion Veliaj beinhalten.
Anri Sala wurde 1974 in Tirana geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Er hatte u.a. Einzelausstellungen im Museum for Contemporary Art Miami, in der Serpentine Gallery London, im Centre Pompidou Paris und im Louisiana Museum for Contemporary Art Humlebæk/Dänemark. 2012 war er Teilnehmer der dOCUMENTA (13) in Kassel, 2013 wird er Frankreich bei der Biennale in Venedig repräsentieren. In München ist bis 10.2.2013 seine Arbeit 'Long Sorrow' in der Ausstellung 'ECM - eine kulturelle Archäologie' im Haus der
Kunst München zu sehen.
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