Erstmalig zeigt die Galerie Rüdiger Schöttle den Künstler Daniel Knorr in einer Einzelausstellung. Das Œuvre des Biennale- und Documenta-Teilnehmers zeichnet sich durch seine inhaltliche und mediale
Vielseitigkeit aus. Seine Plastiken, Fotografien, Performances, ortsspezifischen Installationen und Projekte im öffentlichen Raum nehmen gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Themen in den Blick, reflektieren, legen offen und stellen sie im Kunstkontext zur Diskussion.
Die Ausstellung „Alpenpfützen“ folgt einer musikalischen und topografischen Spur durch die Alpen. Neu entstandene Arbeiten der Serie „Depression Elevations“ abstrahieren topografische Formvorlagen von Gebirgslandschaften (Glacier, 2022) und Flussbetten (Stream Bed, 2022), visualisieren und materialisieren die Spur des Windes (Wind, 2022) und transponieren sie in Wandobjekte von expressiver Farbigkeit. Darüber hinaus referenzieren neue Werke der Serie „Canvas Sculptures“ auf Bergmotive kunsthistorischer Vorläufer wie Matisse und Kirchner (Dance, 2022, Alpine Matisse I und II, 2022), erweisen auf das Schöpferische von Natur und Mensch (Crushed Hands, 2022) oder integrieren Musiknotationen in eine erweiternde Vorstellung von Musik als integralem Teil unseres natürlichen Erfahrungskosmos (Artificial Symphony, 2022). Die Canvas Sculpture „Artificial Symphony 2022” – eine posthum von künstlicher Intelligenz vollendete 10. Symphonie Beethovens – führt zudem eine technologische sowie aktualitätsbezogene Dimension in den Diskurs ein.
Diese Facette wird im unteren Raum der Galerie aufgegriffen, buchstäblich auseinandergenommen und weitergeführt. In einer Fortsetzung seiner Arbeit „Laundry“, die Daniel Knorr erstmals 2019 als performativen Akt auf der Art Basel Unlimited präsentierte, entstand seine neueste Iteration „Laundry: Isetta 2022“. Mehr als 80 einzelne Leinwände fügen sich hier zu den stilisierten Karosseriekonturen des ikonischen Rollermobils der 1950er-Jahre, einem der kleinsten Autos der Welt, zusammen und werden mit einer zur Malmaschine umfunktionierten Autowaschanlage eingefärbt. Als großdimensioniertes Instrument ersetzt sie den Pinsel: Die zunächst weißen, sauberen Leinwände werden von den sich hektisch drehenden Bürsten wild mit Farbspritzern und – strömen überzogen. In ihrer Entstehungsweise zeigen sie Parallelen zu Action Paintings oder modernen Happenings. Brillierte die als Großinstallation angelegte Arbeit „Laundry“ insbesondere mit ihrem performativen Charakter, fokussieren die neueren Arbeiten der Serie dezidierter auf die Objekthaftigkeit der Autos, wenngleich das Prozessuale sichtbar bleibt und sich als sinnliche Materialisierung einer künstlerischen Praxis einschreibt.
Daniel Knorr studierte bis 1995 an der Akademie der Bildenden Künste in München und anschließend am Vermont College of Fine Arts in den USA. 2005 vertrat er Rumänien auf der 51. Biennale in Venedig und nahm 2017 an der documenta 14 in Kassel und Athen teil. 2012 gewann Knorr den Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen. Zu den wichtigen Einzelausstellungen des Künstlers zählen Kunsthalle Tübingen (2020), Kunsthalle Wien Karlsplatz (2012), Kunstverein Arnsberg (2010), Kunsthalle Basel (2009), Museum of Modern Art, Warschau (2009), Fridericianum, Kassel (2008). Seine Werke befinden sich unter anderem in den Sammlungen im Belvedere, Wien, im Museum Folkwang, Essen, im Kunstmuseum Bonn (Sammlung KiCo), im Lenbachhaus, München, im Migros Museum, Zürich, in der Mezzanin Stiftung für Kunst, Liechtenstein, im MuHKA Antwerpen, in der Pinakothek der Moderne, München, in der Erste Bank Collection, Wien und im Museum of Modern Art, Warschau.