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The Close set image (Mid-street portrait of a Boy), 2022
Prozesshafte Zeichnung auf Hahnemuhle Digitalradierpapier. Bleistift, lavierte chinesische Tinte, handgedruckte digitale Zeichnung, Gouache
92 × 61 cm
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The Close set image (Brief introduction of Main Character (HANDS)), 2022
Prozesshafte Zeichnung auf Hahnemuhle Digitalradierpapier. Bleistift, lavierte chinesische Tinte, handgedruckte digitale Zeichnung, Gouache
92 × 61 cm
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Installationsansicht
Foto: Wilfried Petzi
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Installationsansicht
Foto: Wilfried Petzi
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Installationsansicht
Foto: Wilfried Petzi
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Installationsansicht
Foto: Wilfried Petzi
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David Claerbout
The Close, 2022
(Ausschnitt) schwarz-weiße Einkanal-Videoprojektion mit 6-Kanal Surround-Sound
Edition von 7
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David Claerbout
The Close, 2022
(Still) schwarz-weiße Einkanal-Videoprojektion mit 6-Kanal Surround-Sound
Edition von 7
Die Zeit steht im Mittelpunkt von David Claerbouts Schaffen. Seit Mitte der 1990er Jahre lotet er die Grenzen zwischen stehendem und bewegtem Bild, zwischen analoger und digitaler Bildwelt aus, so auch in seiner neuen Videoarbeit „The Close“.
„The Close“ vereint eine Rekonstruktion von Amateuraufnahmen aus der Zeit um 1920 und eine digitale 3D-Wiedergabe dieser Aufnahmen. Die 1920er Jahre waren die Zeit der so genannten Stadtsinfonien, die den Beginn des Einzugs von Filmkameras in das Alltagsleben markierten und als experimentierfreudige filmische Versatzstücke die prosperierenden Metropolen zeigten. Als kurze, emotionale Geschichte der Kamera gedacht, reflektiert „The Close“ über das, was Claerbout als „dunkle Optik“ bezeichnet: eine tiefgreifende, wenn auch chaotische in unserer Zeit stattfindende Neukalibrierung der Überzeugungen, die wir in Bezug auf Bilder, Informationen und Sprache teilen.
Die stumme Szene beginnt an einem feuchten Morgen, das Licht dringt diffus in eine schmale Gasse, eine Wohnstraße ohne Durchgangsverkehr, eilig laufen einfach gekleidete Passanten vorbei, in einer Ecke spielen barfüßige Kinder. Einige von ihnen bleiben stehen und blicken in die Kamera. Zwei der Kinder treten immer deutlicher hervor, bis der Filmapparat bei der Darstellung eines von ihnen innehält, sich auf einen kleinen Jungen fokussiert und ihn portraitiert: sein Lächeln einfängt, langsam immer näher an ihn herantritt, umrundet und bis hin zu den nackten Füßen digital visualisiert. Es entwickelt sich vor den Augen des Zuschauers ein Portrait von unglaublicher Realität aus dem Zelluloid heraus ins Digitale, als verschmelze die Vergangenheit mit der Gegenwart. Das körnige Standbild des unscharfen Zelluloides hat sich in ein hochdetailliertes, digitales Portrait verwandelt, das in seiner hyperrealistischen Manier zugleich in die Zukunft blicken lässt. Einhergehend mit diesen Veränderungen der analogen Auflösung ist das subtile Einsetzen des Auditiven. Stimmen formen sich langsam aus dem Hintergrund zu einem Gesang „DA PACEM DOMINE“. Arvo Pärts Vokalkomposition von 2004 dringt zu uns vor, während wir das Portrait des Jungen aus der unmittelbaren Nähe betrachten. Die lang gehaltenen Töne des Gesangs ummanteln harmonisch das Visuelle, der Zuhörer wird unausweichlich in die hypnotische Textur gezogen, die die Stimmen erzeugen. Das Visuelle verbindet sich mit dem Auditiven zu einer unbeschreiblichen Einheit, zu einem Meisterwerk der Sinneswahrnehmung. David Claerbout ist es in dieser Arbeit gelungen, eine sinnliche Kohäsion von Vertrautem und Neuem zu schaffen, als wolle er unsere Sinne hinterfragen, ob wir ihnen auf Grund der allgegenwärtigen Auswirkungen der Virtualisierung noch vertrauen können.
(I. Lohaus)
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