Hey, Lovers Club, Geyerwally, Lindwurmstrasse, Schelling Salon, U6 Großhadern, Marienplatz, Nein, BC Hartha, Ok Girls sind typische Titel der Werke Florian Süssmayrs. Das Repertoire reicht von zufälligen Motiven – wie etwa die jüngst entstandene Serie ölverschmierter T-Shirts, die er beim Malen trägt und die sowohl gerahmt, als auch wieder abgemalt als Ölgemälde ihre Wirkung entfalten – bis hin zu ausgewählten und in Szene gesetzte Sujets, die oft dem Alltäglichen entsprungen sind.
Eine seiner neuen Arbeiten zeigt einen Frauenschopf von hinten, die blonden Haare geordnet zu einer klassischen Frisur, die ein ebenso hübsches Gesicht erwarten lassen würde, aber eben das wird uns vorenthalten. "Betti" ist die Süssmayrische Version von Gerhard Richters berühmten fast gleichnamigen Gemälde. Gleich dem Vorbild handelt es sich um ein fotorealistisches Gemälde, das – wie so oft in Süssmayrs Werken – in der Farbpalette jedoch auf Weiß-, Grau-, Braun- und Schwarztöne reduziert bleibt. In einem Arbeitsgang wird die Farbe direkt auf die richtige Stelle der Leinwand platziert. Die Endfassung des Bildes ist im Kopf fixiert und wird in technischer Präzision frei auf die Leinwand gebannt. Florian Süssmayr beherrscht die "klassische Königsdisziplin" der Kunst.Aber dieses Gemälde besteht noch aus einem zweiten Akt. Süssmayrs "Betti" trägt keine beschauliche Blumenjacke, sondern eine mit Nieten besetzte Lederjacke. Eine Reminiszenz an die Punk-Zeit Florian Süssmayrs, als er noch mit seiner Band "Lorenz Lorenz" unterwegs war, ein Verweis auf das linksautonome Milieu der 1980er Jahre, in dem sich der Künstler bewegte? Süssmayr sucht wohl eher einen bewussten Gegenpol zum bürgerlichen Idyll des Richter Porträts. "Fuck the..." prangt in großen Lettern auf der Lederjacke. Hier wird gleich noch ein Maler zitiert: Daniel Richter, der Punk unter den Malern. Punkmotive und -sprüche sind in der Malerei beider Künstler gegenwärtig, auch biografische Parallelen lassen sich ziehen. Der einst brisante und politisch mittlerweile belanglose Spruch "Fuck the police" entstammt der Nietenjacke von Daniel Richters Gemälde "Lonely Old Slogan". Beide Künstler verbindet eine eher subversive Geisteshaltung und es ist ein wahre Freude zu sehen, wie es Florian Süssmayr gelingt, das bürgerliche Gerhard Richter-Motiv mit dem Sujet des Revoluzzers Daniel Richter zu verbinden, um dann doch typisch Süssmayr zu bleiben.
Süssmayrs Motive sind oft nicht wirklich eindeutig. Durch Überlagerungen verändert sich der Charakter seiner Bilder. Untertitel machen aus einem Gemälde ein Film-Still, durch Übermalung entsteht aus einer Landschaft ein Schmierzettel, Kratzer und Gebrauchsspuren verwandeln eine manieristische Auferstehungsszene in eine plakative Reproduktion. Korrespondierend dazu transformiert er seine Motive in unterschiedliche Medien. Aus einem Foto wird Malerei, die fotografiert, fotokopiert, und wieder als Tapete gedruckt, Hintergrund für neue Bilder wird.
Zur Ausstellung erscheint eine Edition.
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