„Florian Süssmayr zeigt (2024):“ ist die zehnte Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie Rüdiger Schöttle. Der deutsche Maler, der 1963 in München geboren wurde und inzwischen in Genua lebt, präsentiert dabei erstmalig neu in Italien entstandene Werke.
Halb- und Ganzkörperportraits diverser – teils seltsam erscheinender – Individuen, menschenleere Waldstücke, nächtliche Straßen, ein aufbäumendes Pferd, Begierde, Polizeipräsenz. Filmisch angehauchte Versatzstücke werden über einen narrativen Bogen zu einer Bildergeschichte gesponnen, die sich in einem subtil verruchten Milieu abspielt. Wir scheinen Zeug:innen einer Kriminalgeschichte zu werden, die sich vor unseren Augen entfaltet und deren genauer erzählerischer Inhalt wir uns allerdings selbst anhand der uns präsentierten Indizien und vorgestellten Protagonist:innen erschließen müssen. Aktiv und unweigerlich werden wir so als Rezipient:innen am narrativen Entstehungsprozess beteiligt.
Dieser inhaltliche Eindruck wird verstärkt durch die Malweise des Künstlers. Oszillierend zwischen Fotorealismus, gestischer Abstraktion und impressionistischen Anleihen vermag sie es, mit wenigen, doch dezidierten, Setzungen und Auslassungen, sowie mithilfe einer zurückgenommenen Farbpalette ein komplexes Spiel aus Licht und Schatten zu erzeugen, das letztlich in ein immersives Stimmungsgefüge mündet. Die rußschwarze Tiefe des Waldes scheint uns hypnotisch hineinzuziehen, gleichsam löst die abstrahierte Flora ein subtiles Gefühl des Unbehagens aus.
Das scheinbar Nebensächliche wird zum Hauptakteur und Einzelbilder setzen sich kinematographisch montiert zu Beweisstücken zusammen: ein Charakteristikum das grundsätzlich allen Werken in Süssmayrs Œuvre zugrunde liegt. Der Künstler, dessen Wurzeln im politischen und kulturellen Underground der 1980er Jahre liegen, legt in archäologischer Manier die Spuren des menschlichen Alltags frei und konserviert ihre Imperfektion und Authentizität in Öl. Soziale Devianz, Subkulturelles und Alltäglichkeiten sind seine Themen und bestimmen die oft kunsthistorisch referenzierenden Motive seiner Interieurs, Stillleben, Kritzeleien, Menschenmengen und (Selbst-)Portraits.
Bevor er Maler wurde, arbeitete Florian Süssmayr als Lichtdesigner und Kameramann in der Filmindustrie. Seine erste Ausstellung mit Architekturbildern aus Beirut organisierte er 1999. Seine erste institutionelle Einzelausstellung fand 2005 im Haus der Kunst München und im Lenbachhaus statt, seither stellt er in verschiedenen Galerien in München, Zürich, New York, Los Angeles, Tokio, Köln und Berlin aus. Zuletzt waren seine Werke als Teil der Ausstellung „Ungekämmte Bilder. Kunst ab 1960 aus der Sammlung Herzog Franz von Bayern“ in der Pinakothek der Moderne München sowie im Lenbachhaus München im Rahmen der Ausstellung „Fragment of an Infinite Discourse“ zu sehen. Das Schloss Miltach widmete dem Künstler 2022 eine umfassende Einzelausstellung. (Y. Kaiser)
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