Als Florian Süßmayr begann den heiligen Sebastian zu malen, war Corona noch in weiter Ferne. Jetzt trifft das Bildmotiv des Schutzpatrons der Seuchen genau den Nerv der Zeit. Umso mehr freut sich die Galerie Rüdiger Schöttle, wieder ihre Türen öffnen zu können und Ihnen jetzt die neuen Arbeiten des Münchner Malers zu präsentieren. Nicht das Sujet des Sebastians als solches ist Thema für den Künstler – er widmet sich der Oberfläche darüber, davor, welche durch Interventionen den Bildraum verändert. Die Oberfläche zieht sich als durchgängiges Thema durch die Ausstellung „Florian Süssmayr zeigt (2020)“. Erstmals sind großformatige Stoff-Arbeiten zu sehen, die in typischer Manier mit Überlagerungen von Motiven und Medien spielen, sie basieren auf einigen seiner Vorhanggemälde, die von ihm abfotografiert und digital modifiziert wurden, um schließlich auf dieser Grundlage gewebt zu werden. Diese Werke sind in Zusammenarbeit mit dem Augsburger Textil- und Industriemuseum (tim) in dieser Technik an deren Webstuhl entstanden. Es sind Doppelungen aus Stoff und Stofflichkeit, Material und Materialität. Eines dieser Vorhanggemälde war im letzten Jahr Teil der Ausstellung Hey Psycho! im Arsenale Institute for Politics of Representation, die während der Biennale di Venezia stattfand. Kurator Wolfgang Scheppe stellte hier die Werke von Florian Süssmayr dem Konzeptkünstler Douglas Gordon gegenüber, denen unverkennbar die selbstreflexive Arbeitsweise gemein ist und die Nähe zu Alfred Hitchcocks Filmmotiv der Spiegelbilder in Psycho von 1960. Gerade an ihren Selbstportraits zeigt sich, „dass beide Künstler sich der Sichtbarkeit der Welt nur über ... ihre... Mediatisiertheit nähern und die Mimesis oder Nachahmung vermeintlicher Natur immer schon als falsche Unmittelbarkeit überwunden ist.“ Die eigene Sicht auf die Dinge ist jedem Bild also fest eingeschrieben. Durch Aufsteller, die uns normalerweise vor Gaststätten geläufig sind, wird die zweidimensionale Oberfläche in den physischen Raum erweitert. In diesem Teil der Ausstellung durchläuft man einen Parcour durch bekannte Sujets von Florian Süssmayr, die anstelle von Tagesangeboten weitere neue Bildwelten eröffnen. (J. Singer)
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