Die Galerie Schöttle freut sich, eine weitere Ausstellung des Münchner Künstlers Florian Süssmayr zu präsentieren. Florian Süssmayr zeigt neue Bilder aus den Themenkomplexen Landschaft und Portrait, die er mit Schriftbildern kombiniert.
Welche Spuren hinterlassen Gewalt, Krieg und Exzess? Wie prägt die Geschichte Landschaften und Personen? Sieht man Mensch und Natur erlittene und verübte Gewalt an?
Florian Süssmayr beschreibt Folgen von Handlungen, die in der Vergangenheit liegen und dabei Orte und Personen prägten. Konkret zu sehen ist davon meistens nichts. Seine frühen "Farb- und Fußballfelder" beschreiben ein Fußballspiel, zeigen aber einen menschenleeren Platz. Seine Interieurs mit einsamen Tischen und Stühlen sind Orte, an denen etwas stattgefunden hat, das noch spürbar, aber nicht mehr sichtbar ist.
Einige Landschaften aus seiner neuen Serie sind als "Unbekannter Ort, Polen" betitelt, stellvertretend für unbekannte Opfer an unbekannten Orten. Auf einem Bild liegen tote Hunde, einmal sieht man einen Schützengraben, aber auf den meisten Bildern assoziiert man diese Zeichen der Zerstörung automatisch.
Florian Süssmayr malt seit jeher nach fotografischen Vorlagen, die er in Magazinen und Büchern findet, die er aber auch selbst mit der Handykamera festhält. So wird auch das Licht- und Schattenspiel der Baumwipfel auf den Bildern festgehalten: Ein kurzer Moment des Aufblitzens der Sonne durch die Blätter lässt uns ins Licht blinzeln. Ebenso wird ein beiläufiger Blick aus dem fahrenden Auto auf eine triste Stadtlandschaft festgehalten. Alltägliches wird ästhetisiert: "Die Themen sind einfach, vielleicht unfreundlich; sie zeigen eine bestimmte Haltung. Skepsis, Distanz. Es ist eher etwas Düsteres, Aggressives, das sich breit macht. Und es geht um Alltäglichkeiten. Die meisten Motive sind unspektakulär. (…) Im Grunde ist es so, dass ich meine Motive einfach finde, das heißt ich finde einen Ausschnitt aus meiner Welt. Es geht um das Sehen und Erkennen." (Florian Süssmayr, 2005)
Die Portraits zeigen Täter, jedoch nicht nur die Protagonisten von Gewalt und Verbrechen, wie etwa der "lachende Mann" Siegfried "Kongo" Müller, brutaler Söldnerführer in den 60er Jahren, oder die Mitglieder der Manson Family, einer gewaltbereiten Hippiekommune, die Ende der 1960er Jahre für eine Vielzahl von Überfällen und Morden verantwortlich war. Sondern auch Täter im kulturellen Sinn. Die Filmemacher Kurt Kren, Stan Brakhage, Joe Weerasethakul. Michel Houellebecq, The Slits, Dee Dee Ramone, Zoe Lund, und, als Mischung aus beidem, Otto Mühl, im Kleinformat.
Gespannt sein darf man auf raumgestaltende Interventionen, die Süssmayr bereits in früheren Ausstellungen realisierte. So tapezierte er im Untergrund des Maximiliansforum in München die wenigen, ungekachelten Wände mit einer Tapete, die eine ebensolche Fliesenstruktur darstellte. Einen Galerieraum in New York wandelte er in Zusammenarbeit mit dem Künstler Martin Wöhrl in eine Art Bahnhofswarteraum um. Seine Bilder wandern durch verschiedene Medien: Gemalte Fotos werden tapeziert, wieder fotografiert, gemalt, kopiert. Dabei finden Veränderungen statt, die immer Fragen zum Wesen eines Bildes stellen.
Dazwischen Bilder mit Textpassagen aus der Serie "Die 20 Besten Songs von den Ramones" und Ed Woods "My Next Work Will Be Better".
Florian Süssmayr wurde 1963 geboren. Als Autodidakt begann er Ende der 1990er Jahre zu malen, zuvor experimentierte er im Bereich der Fotografie und mit verschiedenen Drucktechniken. Durch Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, den USA und Japan wurde er international bekannt. Süssmayr lebt und arbeitet in München.