Die Vielfalt von Janis Avotins Bildwelt ist gegenständlich, figurativ und zeigt oft zeitlich nicht näher definierte Personen, die sich durch weit gefasste Farbräume bewegen, deren Wirklichkeitsbezug entfernt ist. In seiner neuen Serie widmet sich der lettische Maler imaginären Porträts, die in einem Prozess der Vergangenheitsbewältigung stehen.
Meist handelt es sich um Doppelporträts von Männern. Die Dargestellten blicken mit ernstem Gesichtsausdruck aus sich heraus. Sie sind unauffällig, seriös gekleidet, wirken trist und realitätsfern: Melancholie entströmt ihnen. Entsprechend ist das Spektrum der dünn aufgetragenen Farben reduziert. Das Inkarnat der Porträtierten tritt hervor, während die übrigen Partien mit dem Hintergrund zu verschmelzen scheinen.
Avotins war zehn Jahre alt, als sich Lettland 1991 nach dem Zusammenbruch der Ostblockstaaten allmählich der demokratischen Staatsform näherte. Seine Jugend wurde geprägt von dieser Umbruchsphase. "Everything was forever until it was no more" lautet bezeichnend der Titel Alexei Yurchaks brillianter Analyse der spätsozialistischen Gesellschaft, die Avotins Blickwinkel auf die Erinnerungen an die Kultur seiner Jugend veränderte. Die Porträts sind zum einen Ausdruck seines Rückblicks auf Alltag und Ideologie des Sozialismus, zum anderen eine Analyse sich auflösender Strukturen.
Janis Avotins, geboren 1981 in Lettland, lebt und arbeitet in Riga.
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