Die Galerie Rüdiger Schöttle und die James Fuentes Gallery freuen sich, eine Soloausstellung mit Arbeiten aus dem Nachlass des in Japan geborenen amerikanischen Künstlers Kikuo Saito (1939-2016) zu präsentieren. Dies ist die erste Ausstellung der Galerie mit dem Estate des Künstlers. Die Werke Kikuo Saitos, dessen Praxis zu Lebzeiten lange in kanonischen kunsthistorischen Diskursen übersehen wurde, sind in der Tradition der amerikanischen Farbfeldmalerei (Color Field Painting) nach Helen Frankenthaler und Kenneth Noland sowie des Abstrakten Expressionismus und der Lyrischen Abstraktion verwurzelt. Maßgeblich informiert von Saitos persönlichen Erfahrungen im experimentellen Theater sowie seiner inter- und intrakulturellen Biografie, reflektieren die gestischen Werke das dialogische Verhältnis zwischen Malerei und Performanz und erforschen, wie die Malerei – ähnlich dem Theater – Aktion und Emotion verdichten kann.
Als der Künstler 1966 nach New York migrierte, wandte er sich zunächst dem Performativen zu. Im „La MaMa Experimental Theatre Club“ entwarf er Bühnenbilder, Kostüme, Beleuchtung und Requisiten und entwickelte Bühnenproduktionen, die die Qualitäten der japanischen Avantgarde mit seiner eigenen schlichten Ästhetik verbanden. Später arbeitete er mit den bekannten Theaterregisseuren Robert Wilson und Jerome Robbins an nationalen und internationalen Produktionen. Nach einigen Jahren der fruchtbaren wechselseitigen Beeinflussung der beiden Sphären, verschrieb sich Saito ab 1979 ganz der Malerei. Die anmutigen Bewegungen, konzisen Formen und Beleuchtungsqualitäten der Bühneninszenierungen prägten Saitos Malerei nachhaltig.
Unter Anwendung verschiedener Modi der Farbapplikation, die teils den gesamten Körper aktivierten – wie das Schütten und Ziehen von Farbe über die Leinwand – entwickelte Saito schließlich Werke, in welchen sich gestische Pinselstriche, kryptische Zeichen, Buchstabenformen, fluide Farbformen und-verläufe zu autobiografischen Abstraktionen zusammenfügen, die die Hybridität und Komplexität des persönlichen Identitätsbegriffs reflektieren. Die Alphabetbilder, beispielsweise, loten das der englischen Sprache zugrunde liegende lateinische Alphabet auf ihre formalen Qualitäten hin aus. In changierenden Graden der Lesbarkeit werden in mal strikteren, mal offeneren Rasterstrukturen auffallend kompositorisch-präsente, sanft-isolierte Buchstaben auf die Leinwand gesetzt, die keiner offensichtlichen Anordnungslogik folgen. Saito kam mit zunächst limitierten Englischkenntnissen in die USA, so wurde verschriftlichte Sprache vom Künstler nicht einfach nur gelesen, sondern gesehen und in malerische Phänomene transponiert. Die Ausstellung zeigt fünf Arbeiten unterschiedlicher Werkzyklen des Künstlers, die die Komplexität und Vielseitigkeit seines Œuvres honorieren.Kikuo Saitos Arbeiten waren Gegenstand von Einzelausstellungen bei James Fuentes, New York, NY; Fort Lauderdale Museum, Fort Lauderdale, FL; Duke University Museum of Art, Durham, NC. Zu den Gruppenausstellungen gehören das McNay Art Museum, San Antonio, NY; das Boca Raton Museum of Art, Boca Raton, FL; das Portland Art Museum, Portland, OR; das San Antonio Museum, San Antonio,
TX; das Edith C. Blum Art Institute, Annandale-on-Hudson, NY; die Edmonton Art Gallery, Edmonton, Kanada; die Medellin Biennale, Medellin, Kolumbien; und das Aldrich Contemporary Art Museum, Ridgefield, CT. Werke des Künstlers befinden sich in den Sammlungen des Museum of Modern Art, New York, NY; des Whitney Museum of American Art, New York, NY; des Nasher Art Museum, Durham, NC; des Aldrich Contemporary Art Museum, Ridgefield, CT; und der Edmonton Art Gallery, Edmonton, Kanada.
Text: Yeliz Kaiser