Erstmals wird der chinesische Künstler Ma Ke in der Galerie Rüdiger Schöttle in einer Einzelausstellung gezeigt. Ma Kes Malerei überzeugt durch ihre Klarheit im Ausdruck und ihre feinsinnige Kraft. Seine Motive von Menschen in abenteuerlich anmutenden und herausfordernden Settings mit teils bedrohlichen Versatzstücken haben einen Anschein von Theaterszenen. So sind die Körper und Gesichter oftmals dramatisch in Szene gesetzt, wirken in ihrer unnatürlichen Verzerrung und Expressivität maskenhaft und übersteigert, sind aber gerade hierdurch lesbarer und eindringlicher. Manchmal meint man, man wohne einer Zirkusaufführung bei, in der die Protagonisten mit allerlei Tricks und Kniffen kühne Proben und Akrobatiken vollbringen müssen. Durch teils künstlich anmutendes Scheinwerferlicht wird der beunruhigende Charakter der Bildinhalte weiter gesteigert. In den Darstellungen hat man es mit Balanceakten von Menschen zu tun, die neben der rein körperlichen Ebene gleichzeitig mentale Momente veranschaulichen. So sind die Figuren mit sich selbst als auch teilweise mit ihren Bühnenpartnern im Bildraum am Austarieren, Streben und Hoffen. Es stellt sich die Frage, ob es sich um Einzelwesen handelt, die sich bangend bis tollkühn ihren Prüfungen stellen, oder um Individuen, die an ihrer Isoliertheit leiden und kollektive Stützmomente ersehnen.
In der Münchner Ausstellung arbeitet Ma Ke mit dem wiederkehrenden Motiv des Reiters, der für ihn das freie Individum versinnbildlicht und in dem er außerdem das Bild des Dionysus erkennt. Er kann in einigen Momenten als Gegenpol zu denjenigen Figuren gelesen werden, die durch die oft undefinierbaren Gegenstände in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden: Der Reiter ist ungebunden und kann bildlich sogar die Schwerkraft überwinden. Die Figur des Reiters taucht immer wieder in der Dichtung der Tang Dynastie (618-907) auf und wird darin in Momenten der Rückkehr sowie des Aufbruchs dargestellt. Als Kulisse werden in jener frühen Dichtkunst in einer poetisch reduzierten Sprache romantisch anmutende in Abendröte getauchte Landschaften und Spiegelungen in Gewässern gezeichnet. Der Reiter wird vor diesen Hintergründen in Situationen beschrieben, in denen er gewissermaßen in den Himmel auffährt und von diesem aufgenommen wird. Er muss nicht mehr kämpfen und hoffen, er ist auf seinem eigenen, unabhängigen Weg in eine bessere Zukunft.
Ma Ke (geboren 1970 in Zibo, China) hat an der Tianjin Academy of Fine Arts und an der Central Academy of Fine Arts Malerei studiert. 1998/1999 hatte er einen Lehrauftrag für Malerei in Eritrea. Bei seinem dortigen Aufenthalt hat er kulturell bedeutsame Erfahrungen gesammelt, die auch in sein Schaffen Eingang gefunden haben. Im Jahr 2017 hat Ma Ke als Artist in Residence einen Arbeitsaufenthalt beim “Laforêt Summer Vacation Project” in Italien absolviert. Er lebt und arbeitet in Beijing. (S. Kunz)
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