Die Galerie Rüdiger Schöttle freut sich, den in Berlin lebenden Künstler Slawomir Elsner (*1976) bereits in seiner vierten Einzelausstellung zu zeigen. In seiner bisher etwa 150 Werke umfassenden und noch nicht abgeschlossenen Serie „Imaginäre Erinnerung“ konzentriert sich der Künstler seit 2014 auf kanonische Werke der Kunstgeschichte, welche er in einer einzigartigen Technik aus einem sich überlagernden Farbliniengewebe als Buntstiftzeichnungen auf Papier poetisch reflektiert. Seit Neuestem nehmen auch die auf Büttenpapier realisierten Aquarelle seiner renommierten Serie „Just Watercolors“ Bezug auf ikonische Gemälde und transzendieren damit ihre auf ihrem potenzierten Abstraktionsgrad beruhende inhärente Selbstreferenzialität. Die komplexen, feinfühligen und akribisch gearbeiteten Papierarbeiten lassen die Grenzen zwischen Zeichnung und Malerei verschwimmen, sind beides und zugleich etwas gänzlich Drittes. Sie scheinen den kunstgeschichtlich lange zurückreichenden Paragone zwischen Disegno und Colore nicht nur endgültig zu lösen, sondern gänzlich obsolet werden zu lassen. Slawomir Elsner fusioniert gekonnt Malerei und Zeichnung; er ist ein Linienmaler, oszillierend zwischen Zufall und Konstruiertheit, zwischen Unschärfe und Präzision. Die neue Ausstellung Elsners widmet sich einer Auswahl an Selbstbildnissen des ikonischen niederländischen Malers Vincent van Gogh, die dieser zwischen 1885 und 1889 schuf. Die rhythmische Strukturiertheit und formal organisierte Dynamik, die die gestischen Farbapplikationen Van Goghs im post-impressionistischen Stil aufweisen, werden auch in den Farbnetzwerken Elsners als kurze, gerade Linien unterschiedlicher Farbgebung, die sich neben- und übereinander legen, sichtbar. Mit geeignetem Rezeptionsabstand fügen sich die pointilistischen Setzungen illusionistisch zu einem Gesamteindruck zusammen. Die entstehenden diffusen Form- und Farbfelder zeugen von geschickter Lichtregie und befragen unser kollektives Bildgedächtnis. Auch die Aquarelle der Serie „Just Watercolors“ charakterisieren sich durch luminöse Form- und Farbfelder. Ursprünglich non-referentiell, anti-figurativ und non-narrativ, entfaltet sich ihre Spannung in der Sichtbarmachung ihres prozessualen Charakters, in ihrem Wechselspiel aus Transparenz und Verdichtung, welches ihr eigenes Trägermaterial bildnerisch in die Kompositionen einbezieht. Durch die Oberflächenspannung des Wassers sowie die unterschiedlich stark gesättigte Saugfähigkeit des Papiers sammeln sich die Pigmente und es entstehen nicht unmittelbar kontrollierbare, mäandrierende Wasserränder, die einen Übergang zwischen Fläche und Raum konstituieren. Die im Kontext der Ausstellung entstandenen Diptychen greifen die Farb- und Lichtbereiche Van Goghs Selbstportraits – jener altbekannten Bildgattung, deren individuelle Entstehungsgründe auf Pragmatismus, Selbstdokumentierung, Selbstinszenierung sowie maltechnischen Experimentierdrang zurückzuführen sind - auf und bringen deren Essenz durch eine Realisierung in je beiden Serien gleichermaßen, zum Vorschein.
Slawomir Elsners Werke sind Teil internationaler Sammlungen, darunter die Staatliche Graphische Sammlung, Pinakothek der Moderne München; KiCo Stiftung im Lenbachhaus, München; Sammlung der Europäischen Zentral Bank, Frankfurt/ Main; Sammlung LBBW, Stuttgart; Olbricht Collection, Berlin; Rubell Family Collection, Miami, USA; Bechtler Museum of Modern Art, Charlotte, North Carolina, USA. Rezente signifikante Einzelausstellungen umfassen u.a. Hessen Kassel Heritage, Schloss Wilhelmshöhe (2023); Museum Wiesbaden (2021); Lenbachhaus, München (2020).
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