Die von Thomas Ruff bekannten Reflektionen über die technischen und bildhaften Möglichkeiten der Fotografie setzt er mit der jpg-Serie, an der er seit 2004 arbeitet, fort. Die großformatigen, Fotoarbeiten basieren auf dem gleichnamigen Bilddatei-Komprimierungsformat, das im Internet für die Aufbereitung und Optimierung digitaler Bilder und besonders für die weltweite Verbreitung via Internet genutzt wird. Die Datenmenge des Bildes wird beim jpeg minimiert, indem alle Informationen, die man zur realitätsgetreuen Wiedergabe nicht benötigt, gelöscht werden. Dadurch entstehen Bilder mit einer groben Pixelstruktur, die im kleinen Format vom Auge gut zu erkennen sind, bei Vergrösserung allerdings unscharf werden. Ruff verwendet meist im Internet gefundene Bilder und bearbeitet sie, indem er die Rasterstruktur der Pixel intensiviert und die Bilder in einem grossen Format abziehen lässt. Die Bilder werden aus dem virtuellen in den realen Raum übertragen und ohne Kommentar, Kontext und Untertitel ausgestellt. Sie zitieren und hinterfragen so die Kommunikationsformen des globalisierten, digitalisierten Zeitalters, das von einer medialen Bildwelt bestimmt wird. Aus der Nähe betrachtet wirken die Bilder nun fast abstrakt, das Motiv verschwimmt in einem Rastermuster, erst von der Ferne aus setzen sich die Pixelmuster zu einem deutlich erkennbaren Bild zusammen. Die Reduzierung digitaler Bilder und der damit einhergehende Informationsverlust werden sichtbar.
Die Motive zeigen Ereignisse und Orte aus dem weltpolitischen Geschehen wie "9/11" oder die Explosion eines Atombomben-Versuchs, aber auch Landschaften und Ausschnitte aus der Natur wie Palmen, Seen und blühende Bäume in Korea, die ohne erkennbaren Kontext stehen.
"Heutzutage gibt es so viele verschiedene Bilder von jedem bedeutend erscheinenden Ereignis, die jedoch schon am nächsten Tag vergessen sind. Für mich gibt es in all diesen Bildern etwas Fundamentales, das ich bloßlegen möchte, also... muss ich das Bild "ausziehen" bis ich es nackt sehen kann. Ich versuche, jede Bedeutungsebene zu beseitigen, bis ich den Kern erreiche. Dann kann ich neue Bedeutungen hinzufügen, so, als ob ich das Bild wieder "anziehen" möchte." (Thomas Ruff in "The grammar of photography", Venedig, 2006)
Thomas Ruff wurde 1958 in Zell am Harmersbach geboren, studierte von 1978 bis 1985 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Bernd Becher und unterrichtete eben dort als Professor für Freie Kunst / Fotografie von 2000 bis 2006.
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