Stephan Balkenhol ist international bekannt für seine aus großen Holzstämmen mit Säge, Beitel und Stichel herausgearbeiteten, farbig gefassten Skulpturen. Oft aus nur einem Block gearbeitet, erscheinen die Figuren wie aus ihrem Sockel gewachsen und faszinieren durch die handwerkliche Virtuosität, die sie geradezu verkörpern. Der Mensch steht im Mittelpunkt seines Schaffens. Es sind Männer und Frauen, in den unterschiedlichsten Posen und Kleidern, wie sie uns im Alltag begegnen und mit ihrem unpathetischen Charme begeistern. Wer kennt ihn nicht, den „Mann mit schwarzer Hose und weißem Hemd“, dem man sowohl an exponierten Plätzen im öffentlichen Raum, im Museum, als auch im Privaten, in den unterschiedlichsten Varianten begegnet. Balkenhols Figuren zeugen von einer unglaublichen Präsenz, strahlen stets Ruhe und Besonnenheit aus. Ihren Blicken kann man nicht wirklich begegnen, sie wirken in sich gekehrt und kontemplativ, als würden sie über ihr eigenes Dasein sinnen oder das Alter Ego des Betrachters befragen. Besonders reizvoll sind die hybriden Skulpturen, die Mischwesen, die animalische Eigenschaften des Menschen verkörpern.
Bevorzugte Holzart sind die großen aus Westafrika importierten Wawa Holzstämme, die eine sehr einheitliche Struktur aufweisen und einen Durchmesser von bis zu 2 Metern erlangen. Aber auch das Arbeiten in allen anderen Holzarten, wie etwa dem sehr harten Pockholz, wegen seiner hohen Dichte auch Eisenholz genannt, beherrscht Stephan Balkenhol wie kein anderer. Jedem Werk liegt eine Vorzeichnung zugrunde. Mit unverwechselbarem, lockerem Duktus werden die Umrisse und die Gesichtsausdrücke mit nur wenigen prägnanten Strichen festgehalten. Auf den Holzblock werden diese Primi Pensieri in das Dreidimensionale übertragen und aus dem Holz erst in groben Strukturen gesägt, dann in immer feineren Spänen herausgeschält, bis uns die Figuren in ihrer ganzen Körperlichkeit anblicken und jeder abstehende Holzspan Teil des Ganzen geworden ist. Aber nicht nur Holz ist sein Material, zahlreich sind die in Bronze gegossenen Skulpturen im öffentlichen Raum, unter anderem in London, Paris, Hamburg, Salzburg, Frankfurt, Chicago, Amsterdam und Berlin. Stephan Balkenhol ist von einer Schaffenskraft beseelt, die kaum ihresgleichen findet, die arbeitsamen Mußestunden mit dem Holz sind sein Lebenselixier. Wir sind sehr gespannt auf neue Balkenhol-Menschen und -Wesen.
Stephan Balkenhol (geb. 1957 in Fritzlar, lebt und arbeitet in Kassel, Meisenthal/Lothringen, Karlsruhe und Berlin) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Bildhauer. Er studierte von 1976 bis 1982 unter anderem bei Ulrich Rückriem an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und ist seit 1992 selbst Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Seit 1983 sind seine Werke in zahlreichen Ausstellungen weltweit zu sehen, u.a. dem Sprengel Museum Hannover (2003), dem National Museum of Art Osaka (2005), dem PAC Mailand (2007), den Deichtorhallen Hamburg (2008), dem Musée de Grenoble (2010), dem Landesmuseum Linz (2014) und dem Museum of Modern Art in Moskau (2016).
(I. Lohaus)
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